Anstieg bei Hasskriminalität Zunahme um 24 Prozent der homophoben Attacken binnen eines Jahres auf fast 3.000 Straftaten im Jahr 2024
Im Jahr 2024 sind die Fälle von Hasskriminalität gegenüber der LGBTIQ+-Community erneut anstiegen – das Bundesinnenministerium verzeichnete einen Anstieg von knapp 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt kam es 2024 so zu 2.917 Straftaten, ein Plus von 564 Fällen binnen eines Jahres.
Fast 3.000 Straftaten gegen LGBTIQ+
Im Bereich der „Geschlechtsbezogenen Diversität“ wurden 1.152 Fälle verzeichnet (2024 noch 854), beim Tatmotiv der „Sexuellen Orientierung“ kam es offiziell zu 1.765 Straftaten (2024 noch 1.499). Die Behörden sowie auch die EU-Grundwerteagentur gehen davon aus, dass 90 Prozent aller Übergriffe nicht erfasst wurden, da die Opfer keine Anzeige erstattet haben.
Insgesamt ist die Hasskriminalität in Deutschland um rund 28 Prozent auf insgesamt 21.773 Fälle angestiegen. Im Bereich LGBTIQ+ lässt sich der Großteil der Übergriffe (1.566) mit Blick auf das Motiv nicht zuordnen, die meisten anderen Fälle verteilen sich auf Angriffe aus dem rechtsextremen Spektrum sowie mit dem Hintergrund einer ausländischen oder religiösen Ideologie.
Höchstwert bei Straftaten
Weitere Entwicklungen: Die Zahl der politisch motivierten Straftaten in Deutschland ist 2024 insgesamt um mehr als 40 Prozent angestiegen. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach von einer „bedenklichen Entwicklung“. Insgesamt verzeichnete die Behörde 84.172 Delikte, rund 24.000 mehr als noch 2023 – ein neuer Höchstwert bei der Datenerfassung. Die Aufklärungsquote politisch motivierter Straftaten sank auf knapp 42 Prozent, bei den Gewalttaten wurde eine Aufklärungsquote von rund 66 Prozent erreicht.
Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund stiegen dabei um 48 Prozent auf rund 42.800 Fälle an, Straftaten aufgrund einer „ausländischen Ideologie“ um 42 Prozent auf rund 7.400 Fälle sowie aufgrund einer „religiösen Ideologie“ um 29 Prozent auf fast 1.900 Fälle. In puncto Linksextremismus war eine Zunahme von 28 Prozent auf rund 10.000 Straftaten zu verzeichnen. In puncto Hass im Internet wurden rund 10.700 Straftaten verzeichnet, etwa 34 Prozent mehr als noch 2023. Bundeskriminalamt-Präsident Holger Münch sagte: „Unsere Demokratie steht unter Druck. Die Bedrohung kommt dabei sowohl von innen als auch von außen.“
LSVD+ ist tief besorgt
Der Verband Queere Vielfalt erklärte zu den neusten Zahlen, man sei „tief besorgt“. Andre Lehmann aus dem Bundesvorstand des LSVD+: „Die Zunahme von Hasskriminalität in Deutschland muss uns alle alarmieren. Queere Menschen und andere gesellschaftliche Gruppen werden zunehmend Ziel von Gewalt. Wir fordern endlich wirksamen Schutz für queere Menschen in ganz Deutschland – auch im digitalen Raum. Minderheitenrechte sind der Kern jeder Demokratie und kein ´Nischenthema´, das nur manche betrifft. Niemand darf wegsehen, wenn Menschenfeindlichkeit um sich greift.“
Zudem kritisierte der Verein, dass das Bundesinnenministerium bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen kein Wort zur „verschärften Bedrohungslage“ für die LGBTIQ+-Community verloren habe. „Diese Ignoranz ist brandgefährlich, insbesondere im Vorfeld der kommenden CSD-Saison. Wenn sich der Trend der vergangenen Jahre fortsetzt, werden die Angriffe auf Pride-Demonstrationen weiter zunehmen. Wer vor diesem Hintergrund nicht benennt, was queerfeindliche Gewalt ist und wie sehr sie ansteigt, relativiert ihre Folgen und zementiert blinde Flecken. Queere Menschen brauchen Schutz, Sichtbarkeit und explizite politische Anerkennung ihrer Bedrohungslage.“